Die schwierigsten Teile waren der Verschluss mit
dem Loch und das lichtdichte Filmfach. Die Konstruktion des Filmfachs
wurde recht simpel mit einer Führung aus Pappe für das
Fotopapier und eine mit schwarzer Folie versehenen Klappe mit einem
Verschluss über zwei Gummibänder gelöst. Vollkommen
lichtdicht ist das nicht, das Material lässt sich aber sehr gut in
einem Dunkelsack, wie er bei Filmkameras üblich ist, wechseln. So
erfordert das Fotografieren mit einer Lochkamera eine gewisse Geduld,
da nach jeder Belichtung die ganze Kamera zusammen mit den Tüten
für das belichtete und das unbelichtete Material in den Dunkelsack
gepackt werden muß.
Um den errechneten Lochdurchmesser
von 0,5 mm auch wirklich zu erreichen wurde eine Anzahl von
Nähnadeln mit einem Mikrometer vermessen, bis die geeignete
gefunden war. Mit dem Blick durch einen Fadenzähler wurde das Loch
durch die Alufolie gestochen. Der hierbei auftretende Grat wurde mit
einem Skalpell gleichmäßig umgebogen und flachgedrückt,
so daß auch seitlich einfallende Lichtstrahlen ohne
nennenswerte Behinderungen das Loch passieren. Immerhin ist Nr. 1
ja eine Weitwinkelkamera. Außerdem wurde darauf geachtet,
dass das Loch auch möglichst rund wurde - meist ergibt sich durch
das Reißen der Alufolie zunächst eine quadratische Form.
Um den Verschluss präzise öffnen und
schließen zu können wurde eine Guillotinenkonstruktion aus
Pappe realisiert. Eine rechteckige Sonnenblende, ebenfalls aus Pappe,
wurde zur Abschattung des Strahlengangs vorgesehen: da die Kamera innen
nur mit einfach matt schwarzer Farbe gestrichen ist, käme es bei
Gegenlichtaufnahmen leicht zu Kontrastverlusten wegen der von oben
einfallenden Sonne.
Erste Testaufnahmen realisierte ich aus dem
Fenster meines Kölner Arbeitszimmers im April 1989 auf
Farbumkehrpapier. Das Bild war von großer Schärfe und
(zufällig) auch genau richtig belichtet. Allerdings hatte es einen
Blaustich, da das Fotopapier für Kunstlicht sensibilisiert ist.
Fast war ich enttäuscht, so normal war die Aufnahme - und so
uninteressant.
Die nächste Versuche machte ich mit
SW-Fotopapier. Ich verwendete Ilford-Papier auf PE-Unterlage: anders
als Barytpapier hat dieses Material keine Papierstruktur. Zudem
kennzeichnet Ilford sein Papier nicht wie Agfa mit einem Wasserzeichen,
das im Kontakt ins Bild kopiert würde, wie erste Versuche mit
Agfa-Papier gezeigt hatten. Um möglichst gut kopierbare Negative
zu erhalten wurde als Aufnahmematerial die Gradation "Extra Weich"
gewählt.
Die hier gezeigten Bilder entstammen einer Serie, die ich im 1996 an
der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland und der
Kunsthalle in Bonn machte. Die Belichtungszeit lag bei strahlendem
Sonnenschein zwischen 3 und 8 Minuten. Während der Aufnahmen
liefen übrigens große Scharen von Menschen durchs Bild...
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