Radioteleskop "Astropeiler" auf dem Stockert, Eifel; 23. Dezember 2019
 

  
2019 besuchte ich alle drei großen radioastronmoischen Einrichtungen in Deutschland. Nach der Sternwarte Bochum mit dem bekannten Radom konnte ich am 23.12. erstmals das erste deutsche Radioteleskop - und die erste bundesdeutsche Großforschungseinrichtung nach dem 2. Weltkrieg - besuchen: Den sogenannten Astropeiler auf dem 435 m hohen Stockert in der Nähe von Eschweiler in der Eifel. Möglich war mein Besuch durch die freundliche Bereitschaft zu einer individuellen Führung durch Elke Fischer und Karl Josef Mauel vom Betreiberverein Astropeiler Stockert e.V.: Nochmals ganz herzlichen Dank!
Der messtechnische Betrieb des Astropeilers wurde im Jahr 1957 begonnen, nach der rekordverdächtigen Bauzeit von weniger als 2 Jahren. Wissenschaftlicher Betreiber war damals das Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn. Zusammen mit dem niederländischen Radioteleskop in Dwingeloo war der Astropeiler damals das größte Radioteleskop seiner Art weltweit. Auffällig ist der massive Sockelbau. Hinter seiner achteckig-pyramidalen Form verbirgt sich eines der Geheimnisse des Geräts: Da es sowohl zu ziviler als auch zu militärischer Forschung genutzt wurde, gab es zwei voneinander unabhängige Kontrollräume. Aus dieser "Doppelnutzung" erklärt sich auch die Wahl des Standorts auf der Spitze des Stockert - und die Tatsache, dass die Parabolantenne des Astropeilers bis 2° unter (!) den Horizont geschwenkt werden kann...
Dementsprechend hat das Gerät eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Die Ergebnisse der militärischen Forschung fallen heute noch unter die Geheimhaltung. Der wissenschaftliche Betrieb wurde 1995 eingestellt. Ein Jahr später wurde das Gerät als technisches Denkmal unter Denkmalschutz gestellt. 2005 übernahm es die NRW-Stiftung. In den Folgejahren wurde das Radioteleskop zusammen mit dem Sockelgebäude komplett saniert und, wo nötig, mit moderner Technik ausgestattet. 2011 konnte durch die Mitglieder des Betreibervereins erneut ein wissenschaftlicher Betrieb aufgenommen werden. Heute werden radioastronomische Messungen durchgeführt, die vor allem der Ausbildung dienen, z.B. in Form von Studenten-Praktika, oder auch als außerschulischer Lernort zur Förderung von Schülern. Dem Betreiberverein gehören auch viele Funkamateure an, die vor allem das zweite Parabolteleskop mit 10m-Reflektor einsetzen.

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