Projekt CSFR - Bau eines chromatischen Sonnen-Faltrefraktors

Teil VII: First Light - Problem und Lösungsansatz
 
Aktueller Status:  CSFR erfolgreich überarbeitet und in Betrieb 
 
Am 2.7.2006 war es so weit: Der CSFR hatte sein First Light. Dieses war in den Wochen vorher immer wieder verschoben worden, da entweder das Wetter oder mein Terminkalender nicht mitspielen wollten. 
 
Leider erwies bereits der erste Blick durch den Sucher, dass die Konstruktion überarbeitet werden musste. Wie man auf dem First-Light-Foto unschwer erkennen kann, lag über dem eigentlichen Sonnenbild leicht versetzt ein unscharfes Doppelbild:
 


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Das Doppelbild wird durch die Symmetrie des 2x45°-Prismas verursacht:
 

 
Vorne fallen 100 % des Sonnenlichts auf die erste Kathetenfläche des Prismas (schwarzer Strahl). Da das Prisma unvergütet ist, werden an der ersten Grenzfläche ca. 4 % des Lichts zur Kamera hin reflektiert (roter Strahl), während 96 % auf die Hypothenusenfläche des Prismas fallen (grün). Wegen des Auftreffwinkels von etwa 41° findet dort Totalreflexion statt und die 96 % gelangen zur zweiten Katheten- fläche unten. Dort tritt das Licht nun leider nicht vollkommen aus dem Prisma (und damit aus dem Teleskop) aus, sondern nur zu 96 % von 96 %, also 92,16 % (blauer Strahl)! 4 % von 96 % des Lichts, also 3,84 % werden wieder zurückreflektiert (grün). Über eine weitere Totalreflexion an der Hypothenusenfläche gelangt dieses Licht wieder zur ersten Kathetenfläche. Dort werden 96 % der 3,84 %, also
3,69 % hindurchgelassen und leicht versetzt, aber parallel zum roten Strahl, in Richtung Kamera geworfen (grün). So erklärt sich die große Helligkeit des Doppelbildes, das fast genau so hell ist wie das Hauptbild: 3,69 % gegenüber 4 % des Sonnenlichts. Die Unschärfe des Doppelbildes ergibt sich aus der größeren Weglänge des grünen Strahls durch das Prisma gegenüber dem roten Strahl.
 
Hinweisen von Matthias Knülle und Wolfgang Lille folgend, baute ich das Prisma testweise anders herum ein, so dass nun die Hypothenusenfläche zum Objektiv zeigte. Doch wieder ergab sich ein gleich helles Doppelbild, das lediglich etwas größer und unschärfer war als zuvor. Im Prinzip bleibt das Problem nämlich genau das gleiche:
  

 
Das Problem des Doppelbildes ist der Verwendung eines symmetrischen 2 x 45°-Prismas immanent und hätte daher bei richtiger Vorüberlegung erkannt und vermieden werden können.
 
Als Lösungen boten sich folgende Ansätze an:
 
1. Verwendung eines anderen, asymmetrischen Prismas, etwa eines Herschelprismas
2. Auffügen eines asymmetrischen Glaskeils auf eine Kathetenfläche des vorhandenen Prismas
3. Auffügen einer Plankonvex- oder Plankonkavlinse auf eine Kathetenfläche des vorhandenen Prismas
4. Asymmetrisches Abschleifen des vorhandenen Prismas
 
Diese Ansätze erhielten den Clou der Konstruktion, nämlich dass 96 % des Sonnenlichts hinten wieder aus dem Tubus austreten.
Andere Ansätze waren:

5. Schwärzen der beiden Kathetenflächen des Prismas und Anbringung von Kühlkörpern sowie eventuell eines Lüfters am Tubusende
6. Verwendung eines Planspiegels statt eines Prismas, kombiniert mit einem Sonnenfilter vor dem Objektiv

Diese beiden Ansätze verließen das ursprüngliche Konzept und schieden daher aus.
 
Am günstigsten erschien zunächst Ansatz 2: Es wird zwar, wie bei (1), ein neues Prisma benötigt, doch musste dieses, anders als bei (1), keine hohe Qualität haben, da es nur den ausfallenden Lichtanteil beeinflusst und nicht das Bild selbst. Ursprünglich nahm ich an, hierfür auch ein Prisma aus Acrylglas, dass relativ billig zu haben gewesen wäre, nehmen zu können. Doch schied diese Lösung aus, da an dem Übergang Glas/Acryl wieder eine Reflexion auftreten würde, die zu einem Doppelbild geführt hätte. Das Zusatzprisma müsste aus der selben Glassorte sein. Nachfolgend der zeichnerisch/rechnerisch ermittelte Strahlengang für ein aufgesetztes 39°/51°- Prisma:
 

 
Wie man sieht, tritt das Doppelbild unter einem etwa 14° steileren Winkel aus dem ersten Prisma aus und verschwände daher in der Schwärzung der Tubusinnenwand. Doch gilt es, die Kosten gegenüber Lösung 1 abzuwägen: statt eines zusätzlichen Prismas kann man nämlich gleich ein neues, reinrassiges Herschelprisma verwenden. Das aber war mir zu teuer.
  
So wurde versuchshalber Lösung 3 beschritten: das Auffügen einer Plankonvexlinse auf das vorhandene Prisma. Eine solche Linse hatte Matthias Knülle nämlich noch in einer seiner famosen Wühlkisten: die Kondensorlinse eines Diaprojektors. Diese hatte eine sehr starke Wölbung und dementsprechend eine sehr kurze Brennweite. Dadurch wird das Doppelbild stark defokussiert. Am 4.11.2006 machte ich den Versuch, mit einem kleinen Tropfen Öl.
 

 
Doch das Doppelbild erschien nach wie vor, wenn auch deutlich dunkler. Offenbar reflektierte die Fügefläche zwischen Prisma und Linse immer noch zu sehr; wahrscheinlich waren die Glassorten unterschiedlich. So blieb Lösungsansatz 4, das asymmetrische Abschleifen des Prismas. Hierfür benötigte ich professionelle Unterstützung: Ein Optiker der Firma Arnold&Richter Cinetechnik schliff mir mein Prisma an der einen Kathete um 10° ab. Außerdem wurde seitlich schwarzer Samt aufgefügt. 
 

 
Damit ist das Prisma jetzt asymmetrisch mit Winkeln von 45° - 80° - 55°. Das Geisterbild fällt nun unter einem anderen Winkel aus als das Hauptbild:
 

 
Nach dem Einbau und der erneuten Justage des Prismas hatte der CSFR dann am 14.9.2007 auf der Sternwarte Königsleiten sein Second Light.
 
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Stand: 14.9.2007      
 
Kontakt: slansky(ätt)hff-muc.de (ätt durch @ ersetzen...)
 
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